Wohnkosten und Bodenpreise als Herausforderungen unserer Zeit
In diesem Artikel versuchen wir vom Verein Gemeingut Boden zusammenzufassen, zu welchen Problemen unser aktueller Umgang mit Boden führt.
Seit der Wahl von Donald Trump haben wir auch hier auf LinkedIn öfters gelesen darüber, dass die Zeiten härter werden und wir uns auch in Europa darauf vorbereiten sollten.
Die Leute haben Donald Trump nicht gewählt, weil sie ihn für den fähigeren Kandidaten hielten. Es ging ihnen darum, gegen den Ist-Zustand zu stimmen. Der Deal in der heutigen Gesellschaft geht nicht mehr auf für sie. Sie fühlen sich ohnmächtig und abgehängt.
In Europa geht die Entwicklung in die gleiche Richtung. Die Leute sind verunsichert über die Zukunft, es geht ihnen nicht gut, das Geld fehlt an allen Ecken und Enden.
Eines der Hauptprobleme für diese Leute aus finanzieller Sicht sind die enorm gestiegenen Wohnkosten. Diskutiert wird zu dieser Problematik in der Schweiz über verdichtetes Bauen und die bürokratischen Hürden, die es verhindern, über den Einfluss der Zuwanderung… aber nur selten über einen weiteren, wohl noch grösseren Treiber hinter dem Anstieg: Die durch profitorientierte (und z.T. spekulative) Investitionen steigenden Bodenpreise.
Die wenigsten Leute sind sich bewusst, wie gross der Einfluss der Bodenpreise auf die Wohnkosten ist und wodurch deren Preisanstieg verursacht wird. Natürlich sind es die Nachfrage an attraktiver Lage, die Einwanderung, die Gentrifizierung der Gesellschaft und das (mangelnde) Bauvolumen. Ein Faktor hat sich aber noch extremer entwickelt über die vergangenen Jahre: Die profitorientierten und spekulativen Investitionen von institutionellen Immobilienfirmen. Angetrieben durch die tiefen Zinsen fliessen Unmengen an Kapital in den Boden und die Bodenpreise schiessen in die Höhe – und damit auch die Mieten und die Kosten für Wohneigentum. So werden der Gesellschaft jedes Jahr Milliarden an Kaufkraft entzogen und das Geld fliesst zu wenigen Bodenbesitzern, deren Vermögen rasant wächst.
Das Problem dahinter ist, dass wir Boden wie eine normale, handelbare Ware behandeln. Das ist er aber nicht. Der Boden ist nicht vermehrbar wie eine Ware und wie Wasser und Luft ist er eine essenzielle Güterklasse.
Wohnen ist ein Menschenrecht und in der Verfassung (Artikel 41, 108 und 109) ist festgehalten, dass wir den Wohnungsbau und das Wohneigentum für den EIGENBEDARF fördern, dabei aber gegen Missbräuche im Mietwesen vorgehen, so dass die Bürger*innen eine angemessene Wohnung zu tragbaren Bedingungen finden können. Im Mietrecht OR Artikel 269 wird dies konkretisiert: Er besagt, dass missbräuchliche Mietzinse dann vorliegen, wenn ein übersetzter Ertrag aus der Mietsache erzielt wird.
Diese Missbräuche im Mietwesen sind heute an der Tagesordnung. Die gesetzlich festgelegten Maximalrenditen von 2% über dem Referenzzinssatz werden grossflächig nicht eingehalten – und unser Parlament macht nichts dagegen. Es setzt den Auftrag der Verfassung und des Mietrechts nicht um, obwohl Wohnen heute das Armutsrisiko Nr. 1 ist.
Am Kick-off und Netzwerkanlass des Vereins Gemeingut Boden versammelten sich im November 2024 über 100 Leute, welche nun vermehrt aktiv werden, um diese Problematik aus der Nische in die Allgemeinheit zu bringen. 100 Leute?! Das müssen jetzt 1000 werden und dann bald mehr! Wir sprechen hier von einem der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft.
Tönt utopisch? Ist es nicht. Es ist noch erstaunlich wenig lange her, dass der Boden in der Schweiz zum allergrössten Teil gemeinnützig verwendet wurde. Dass Firmen im grossen Stil mit Immobilien Profit machen, ist eine Fehlentwicklung der letzten 20 Jahre, die wir nun korrigieren müssen. Lasst uns dies tun, bevor die soziale Unruhe ein noch bedenklicheres Ausmass erreicht.
Wir werden vom Verein Gemeingut Boden bald konkrete Zahlen dazu in leicht verständlicher Darstellung liefern. Vorerst reicht diese eine Grafik.
